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Suwarrow, Ankunft in Niue
25. – 28.5.2010
Bericht von Ingrid
Hallo, Ihr Lieben alle,
 25.5.2010
Endlich hat Michi das Anglerglück
erreicht: Gleichzeitig an beiden Angeln
surrt die Leine. Michi eilt zur 
Steuerbordangel und versucht, den
Fisch an das Schiff heranzuziehen,
Stück für Stück; ein prächtiger Mahi
Mahi. Er kämpft um sein Leben: Zieht
und zerrt und springt aus dem Wasser.
Es nützt ihm nichts, immer näher ans
Schiff wird er gezogen. Jetzt ist er
schon direkt vor der Badeplattform,
Michi greift nach dem Haken, da macht der Mahi Mahi einen letzten kräftigen Satz, der
Haken des Köders wird frei und der Fisch ist gerettet. Michi ist deprimiert. Aber wir haben ja
an der Backbordleine noch einen Fisch, ebenfalls ein Mahi Mahi, dem Udo die ganze Zeit
über Leine gegeben hat und dann wieder kurz zog, um ihn müde zu machen. Nun wird er
Stück um Stück ans Boot gezogen, aber auch er kämpft um sein Leben. Schon ist er kurz
vor der Badeplattform, Michi greift zum Haken und schwupp, er hat ihn. Michi strahlt! Ein
etwa 75 cm langer Mahi Mahi oder Dorade (Coryphaena hippurus), geschätztes Gewicht 15
kg. Der Mahi Mahi gehört zu den farbenprächtigsten Fischen, normalerweise eine Mischung
aus leuchtendem Grün und Blau und aus hell leuchtendem Gelb. Über den ganzen Körper
sind kleine schwarze Punkte verteilt. Der Kopf ist gedrungen, es sieht aus, als ob er eine
hohe Stirn hat. Dahinter steht Punk-artig die tiefblaue Rückenflosse, was ihm einen
grimmigen Ausdruck gibt. Unser Abendessen ist gerettet!
Wir kommen bei Dunkelheit in Niue an. Die Insel sieht wie ein plattgedrückter Pfannkuchen
aus. Im Gegensatz zu den Inseln in Franz. Polynesien ist Niue keine vulkanische Insel,
sondern eine Koralleninsel. Die höchste Erhebung ist nur 68 m hoch. Rings um die Insel
laufen vom Wasser tief ausgespülte Felsformationen. Hinzu kommt ein deutlicher Tidenhub
von mindestens 1 m. Sandstrand sucht man hier vergeblich.
Niue  muss man sich etwa so vorstellen, wie Amerika in den Filmen über die Gründerjahre
dargestellt wird. Kleine, einstöckige Holzhütten, etwas Garten drum herum mit Rasen,
manchmal ein Zaun oder auch eine Hecke. Und Jeder kennt Jeden.  Niue ist der kleinste
selbstständige "Staat" auf der Welt und hat nur 1 500 Einwohner, etwa 20 000 sind nach
Neuseeland ausgewandert. Hierzu gehören insbesondere die jungen Leute, auf der Insel
sind hauptsächlich alte oder ältere Menschen verblieben, die mit großer Freude Fremde auf
der Insel begrüßen, die dann eingehend mit großem Interesse nach Herkunft, Anreise und
Weiterreise befragt werden. Mit der Versorgung ist Niue vollständig von Neuseeland
abhängig. Jede Woche freitags kommt ein Flugzeug aus Auckland und einmal im Monat ein
Frachtschiff, um die Inselbewohner mit allem Notwendigen, insbesondere natürlich
Nahrungsmitteln zu versorgen. Das letzte Frachtschiff konnte gerade noch vor dem
Unwetter, in das auch wir gekommen waren, seine Ladung am Kai löschen und wieder
ablegen, sonst wären die kleinen Läden, die nichtsdestotrotz auch „Supermarket“ heißen
und  wie Mini-Mini-Mini-Aldis aussehen, leer geblieben. Aber auch so waren die Lücken
zwischen den einzelnen Pappkartons groß und von jedem Artikel stand sowieso nur ein
Karton im Regal. Vor dem „Supermarket“ stehen Container, die in aller Ruhe in der Zeit bis
zur Ankunft des nächsten Frachtschiffes ausgepackt werden und deren Inhalt dann mit
„Heute neu“ angepriesen wird.
Nach unserer Ankunft mussten wir zunächst die gelbe Quarantäneflagge setzen, bis
Wolfgang am Morgen nach der  Ankunft die Einreisefomalitäten erledigen konnte, erst
danach kann die Flagge des Gastlandes gesetzt werden: Hier ein kleiner Unionjack in der
linken oberen Ecke, ansonsten einfarbig gelb.
Jetzt konnten wir geschlossen - d.h. Michi und Linde gingen zu Lukas und Kathie – an Land
gehen. Unser erster Gang führte uns in die Wäscherei.Man sollte nicht glauben, was an
Wäsche auf dem Schiff sogar nach solch kurzer Zeit anfällt. Die Wäscherei war lt. Aussage
von Wolfgang hinter der Kirche links, lt. Aussage von Udo vor der Kirche links. Das Wort
des Kapitäns gilt! Von Weitem sahen wir schon an einem kleine Häuschen den ganzen
Gartenzaun vollständig mit Wäsche behängt und auch unter einem lang vorgezogenen Dach
hingen meterlang Wäschestücke auf der Leine. Das kann nur die Wäscherei sein! Von den
Wachhunden wurden wir freudig begrüßt und als wir einmal ums Haus herum gelaufen
waren, kamen aus der Tür zwei dunkle Gestalten, die große Schwierigkeiten hatten, unser
perfektes Cambridge-Englisch zu verstehen. Aber noch mehr Schwierigkeiten hatten wir, ihr
Maori-Englisch zu verstehen. Jedenfalls bekamen wir  soviel mit, dass dies hier keinesfalls
eine Wäscherei sei, sondern nur die private kleine Wäsche der beiden Männer und die
Wäscherei nun von hier aus hinter der Kirche rechts sei. Udo lächelte vielsagend, aber ein
Triumpfgeschrei gegenüber dem Kapitän ist natürlich nicht angebracht. Schon von Weitem
(weit ist auf dieser Insel schon eine Entfernung von ein paar Metern) sahen wir das
verwaschene (natürlich, bei einer Wäscherei) Schild „HINAS Laundry“. Das Häuschen sah
verlassen aus und alles war verschlossen . Aber am Fenster hing ein Zettel: „Holen unsere
Wäsche zwischen 4 – 5 Uhr ab, SY Sowieso“. Wunderbar, hier konnten wir unsere Taschen
und Plastiksäcke voll mit Wäsche lassen.
Dann ging es sofort zum Supermarket, wegen der Gasflasche. Nein, hier kann man keine
Flaschen auffüllen lassen, dafür gibt es auf Niue eine eigene Gasstation. Ist doch
selbstverständlich, dass wir von Jemanden, der gerade vorbei kommt, sofort mit dem
Kleinlaster zur Gasstation gefahren werden, wo wir nach eingehender Befragung nach
Herkunft, Reise usw bis zur Diskussion über das Wetter verbleiben, anschließend  noch zur
Bank (to queue up ist hier eine Leidenschaft – man kann so gemütlich miteinander reden),
wir können ja noch nichts bezahlen, und einen Kartenautomat kennt man hier nicht. Mit
diesem neumodischen Zeug wollen die Menschen hier nichts zu tun haben. Und nun, ganz
wichtig, erst mal zum Liqueur-Shop und wieder zurück zum Supermarket – ist doch klar,
würde sich bei uns doch jeder die Zeit für Fremde nehmen.
Für den Nachmittag ist Schnorcheln angesagt. Michi fährt uns nach Avatele, wo wir an einer
Rampe bequem ins Wasser gehen können. Die Flut hat gerade eingesetzt und wir
schwimmen durch die Korallenbänke, immer wieder werden wir vom Wasser zurück gespült
und um uns herum Massen von bunten Fischen: Süßlippen, Fledermausfische, Barben,
Riffbarsche, der große Napoleonfisch, Papageienfische, Schwärme von Schnapperfischen,
unzählige Arten von Falterfischen, Flötenfische, Moränen, Seeschlangen und und und....
schlichtweg Schnorchlers Traum!!!
Am Abend ist ein WorldARC-Treffen im Falala-Restaurant. Das Essen ist preiswert
(insbesondere im Vergleich zu Franz. Polynesien) und gut und die Portionen sind mehr als
reichlich. Hier schafft keiner von uns nicht einmal eine Kinderportion. Kein Wunder, dass
die Menschen hier so korpulent, um nicht zu sagen fett, sind. Nicht umsonst sagt man,
wenn Du eine Frau aus Niue heiratest, dann hast Du jedes Jahr ein bisschen mehr.
Freitag 28.5.2010
Heute geht Wolfgang zum Tauchen, die Anderen auf den Markt. Obwohl wir schon gegen 8
Uhr dort sind, ist fast alles abgeräumt. Man sieht dort nur ältere Menschen, überwiegend
Frauen. Jede hat ein kleines Angebot aus Gemüse oder Früchten aus eigenem Anbau. Hier
liegt eine Handvoll kleiner Tomaten auf dem Tisch, da 5 Melonen, dort 6 Gurken oder 10
(wirklich soviel?) Bananen. Das war's! Noch ein Tisch mit selbst gefertigten Flechtarbeiten,
einer mit kleinen Schmuckstücken aus Korallen oder Muscheln und schließlich
unterschiedliche Kuchen, das muss sein, viel Kuchen macht dick. Von den Frauen werden
wir immer wieder in ein Gespräch verwickelt, das Interesse an uns ist groß. Natürlich
erzählen die Frauen auch von sich, dass die Kinder in Neuseeland sind, der Mann meist
schon verstorben und von der großen Einsamkeit. Trotzdem sind die Frauen nicht verbittert.
Das Leben ist eben so wie es ist. Schließlich löst sich für uns auch das Geheimnis, warum
nur alte Menschen hier sind: 2x im Monat wird nach der Marktzeit die Rente ausbezahlt und
heute ist Rententag. 250 NZ$ (ca. 130 Euro) bekommt jede. Nein, das Leben in Niue ist nicht
üppig!
Udo und ich laufen noch zu Alafi's „Rent a car“. Alles japanische oder koreanische Autos,
meist schon sehr betagt, Hauptsache das Auto fährt noch. Ein Auto zu mieten ist auf Niue
mit viel Papierkram und Formalitäten verbunden. Schließlich bekommen wir den Schlüssel
für das Auto ausgehändigt mit der Auflage, sofort zur Polizei zu fahren, um einen
Führerschein zu beantragen. Man stelle sich das mal in Deutschland vor: Ich fahre mit dem
Auto zur  Polizei, um meinen Führerschein zu holen! Den hätte ich damit schon wieder
verloren. Wieder Ausfüllen von Formularen, Vorlage des eigenen Führerscheins; was, dieser
alte Lappen soll ein Führerschein sein? Das Bild stimmt auch nicht, hier ist doch ein junges 
Mädchen abgelichtet und der Name: Auf dem Führerschein steht Gaertner und im Pass
steht Boorberg! Mit einer modernen Standkamera (bitte ganz ernst in die Linse schauen,
nicht lachen – wie soll ich das hier machen?) werde ich fotografiert. Die Kamera ist mit
einem modernen Computer Marke Dell verbunden, schnurr, schnurr schon gibt der
Computer eine Karte, die wie eine Kreditkarte aussieht, frei, darauf mein Name und Bild, im
Hintergrund die Abbildung von Niue und Gültigkeit von 25.5.2010  bis 24.5.2011. Die Karte
wird Udo überreicht, mit dem Hinweis, dass er nicht fahren darf, fahren muss ich!!! Und ich
bekomme mit zwei spitzen Fingern meinen dt. Führerscheinlappen wieder zurück.
Nun müssen wir noch ausklarieren, denn am Wochenende sind, wie überall auf der Welt, die
Behörden nicht geöffnet. Wir sind pünktlich nach der Mittagspause kurz vor 1 Uhr bei der
Immigrationsbehörde, alle Türen stehen offen, die Computer sind eingeschaltet – prima, das
passt. Wir bedienen uns mit den gelben Abmeldezetteln, füllen aus und warten, es tut sich
nichts. Auf dem Schreibtisch liegen die notwendigen Stempel – sollen wir uns unsere
Ausreise im Pass selber stempeln – nein, das trauen wir uns nun doch nicht. Wir warten. Es
tut sich nichts. Nun gehen wir doch nach nebenan zur Polizei, aber dort ist auch alles offen,
niemand da. Nach uns als unendlich lang erscheinender Wartezeit gehen wir gegenüber ins
Kaffeehäuschen und dort erfahren wir endlich, dass alle Mitarbeiter von den 
unterschiedlichen Behörden(Polizei, Zoll, Immigration) beim Flughafen sind, denn um 14:30
Uhr kommt die wöchentliche Maschine aus Auckland und die Passagiere und die Ware
müssen abgefertigt werden. Nach 2 ½ Stunden Wartezeit erhalten wir endlich unseren
Stempel in den Pass, jetzt nur noch zum Zoll. Dort ist noch niemand vom Flughafen zurück
– wieder warten. Nebenan ist der Liquor-Shop, so können wir die Zeit wenigstens sinnvoll
nutzen.
Am Abend ist im Yachtclub ein BBQ. Der Yachtclub ist ganz in der Nähe der Hafenrampe, wir
waren schon mehrfach dort, denn dort kann man ein kühles Bier trinken. Schließlich leben
wir gesund und trinken viel. Hier können wir unsere Essensportion selbst bestimmen. Es
gibt Beef, Fisch und Würstchen vom Grill, dazu verschiedene Salate. Die Würstchen lachen
mich an und schon ist eines auf meinem Teller. Der Geschmack ist allerdings sehr
gewöhnungsbedürftig, denn hier arbeiten Bäcker und Fleischer in Personalunion. Da sind
Brötchen drin und Gewürze, viel Fett, ach ja, etwas Fleisch könnte auch dabei sein. Nach
dem Essen feierliche Übergabe des Kormoranstanders, dann holt einer eine Ukulele und die
Musik beginnt. Wo Musik ist, läuft der Ort zusammen. Bald ist es eine große Gruppe von
Musikanten. Die Melodien klingen sehr vertraut – ganz anders als in Franz. Polynesien – der
engl. Einfluss ist hier groß und bei vielen der Liedern …….